Aufstieg der Grafen zu Bentheim

Das Fürstenhaus Bentheim besteht aus zwei im Münsterland beheimateten Linien – den "Fürsten zu Bentheim und Steinfurt", in deren Besitz sich die Burg Bentheim befindet sowie den "Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg" mit Stammsitz Rheda.

ca. 1100 bis 1553

1050 Erste Erwähnung eines Ortes namens "Binithem" in den Abgabenregistern der Abtei Werden (heute ein Stadtteil von Essen).

1116 Kaiser Lothar III. erobert die Burg Bentheim und übergibt sie seinem Schwager Otto von Salm-Rhieneck

1146 Nach einer Fehde mit dem Bischof von Utrecht fällt die Burg an Graf Dietrich VI. aus dem Hause Holland.

um 1160 Errichtung der Burgmauern, des Turms der Katharinenkirche und des Pulverturms.

1394 Bernhard, der letzte Graf von Bentheim aus dem Hause Holland, gründet Kloster Frenswegen. Nach seinem Tod fallen Burg und Grafschaft an das Geschlecht der Herren von Gütterswyk.

1487 Der "Immerwährende Erbvertrag" bestimmt den Zusammenschluss der Grafschaften Bentheim und Steinfurt.

Von einer Grafschaft Bentheim in den heutigen Gebietsgrenzen kann in dieser frühen Zeit noch nicht gesprochen werden. Im wesentlichen dürfte der Einflußbereich über die Burg und die Gerichtsrechte in Schüttorf und die anschließenden Besiedlungen entlang der Vechteniederung nicht hinausgegangen sein. Das Land war eine menschenleere Ödnis von großen Heideflächen und undurchdringlichen Moorgebieten.

Die kirchliche Organisation der Grafschaft Bentheim im Mittelalter teilte das Territorium in zwei Hälften. Der nordwestliche Teil der Niedergrafschaft mit Neuenhaus, Veldhausen, Emlichheim und Uelsen unterstand dem Bistum Utrecht, während die sogenannte Obergrafschaft mit Bentheim, Schüttorf und Nordhorn dem Bistum Münster zuzurechnen war.

An der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert scheinen die Burgherren von Bentheim zusammen mit dem Bischof Burchard von Münster treue Anhänger des Salischen Kaisers Heinrich V. gewesen zu sein. Die geplante Einführung einer allgemeinen kaiserlichen Reichssteuer brachte jedoch die westfälischen und die sächsischen Adeligen in Aufruhr. Es entspann sich ein Krieg gegen Heinrich V. In dessen Verlauf erfochten 1115 die Aufständischen unter dem Grafen Friedrich von Arnsberg und dem Sachsenherzog und späteren Kaiser Lothar von Süpplinburg in der Schlacht am Welfesholze im Ostharz einen beachtlichen Sieg. Sie zerstörten darauf die kaisertreuen Burgen vom Harz bis in den nordwestdeutschen Raum, auch die Domburg von Münster.

Im Jahr 1116 nahm Herzog Lothar von Süpplinburg die Burg Bentheim ein und brandschatzte sie. Dabei kam wahrscheinlich der letzte der Northeimer Grafen, Otto der Jüngere, zu Tode. Die zerstörte Burg wurde offenbar bald wieder aufgebaut und geriet in den Besitz von Lothars Schwager, Otto von Salm-Rhieneck.

1146 kam es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Otto von Rhieneck und dem Bischof von Utrecht um Besitzrechte in der Twente. Im Verlauf dieser Fehde wurde Otto mit seinem Ritterheer bei Ootmarsum geschlagen und als Gefangener nach Utrecht gebracht. Nach kurzer Zeit kam er wieder frei, mußte jedoch dulden, daß seine Burg bis 1190 dem Bistum Utrecht als Lehen unterstand.

Den Palas der Burg und eine dort errichtete Kapelle nahm der Bischof für sich in Anspruch. Zwei Jahre später geriet Otto wegen seiner Besitzungen am Mittelrhein widerum in militärische Konflikte. Dabei wurde sein einziger Sohn und Erbe in der Gefangenschaft von Hermann von Staleck ermordet. Über das Erbe von Ottos Tochter, Sophie von Rhieneck, gelangte darauf Burg und Herrschaft Bentheim in den Besitz der Grafen von Holland, deren Nebenlinie sich fortan nach der Burg Bentheim benannte.

Um 1200 erweiterte sich das Territorium der Bentheimer, das ja bis dahin im wesentlichen aus der Burg und dem Hof zu Schüttorf bestand, durch den Erwerb des Gogerichtes Uelsen um den Bereich der heutigen Niedergrafschaft. Damit war die Voraussetzung zur Ausbildung eines in sich geschlossenen Territoriums gegeben.

Im 12. und 13. Jahrhundert bemühten sich die Bentheimer Grafen wiederholt durch den Erwerb der Drostenämter in Twente und Drente sowie der Burggrafschaft von Coevorden, ihr Territorium in dem angrenzenden niederländischen Raum auszubauen. Die territoriale Erweiterung gegen die Bistümer Münster und Osnabrück wurde weniger erfolgreich betrieben. Für kurze Zeit konnten die Bentheimer erstmalig bedeutenden Machtzuwachs verbuchen, als sie in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert die Grafschaft Tecklenburg erbten. Jedoch wurde das Erbe schon bald wieder geteilt, und die Stellung der weltlichen Herren im nördlichen Westfalen damit wiederum erheblich geschwächt. Auch der Einfluß in den Niederlanden wurde um 1300 deutlich zurückgedrängt.

Es ist nicht ganz einfach, das Territorium der Bentheimer im 12. und 13. Jahrhundert zu definieren, denn erst in dieser Zeit begannen die Herren ihre Territorialgrenzen abzustecken. Zwar nahmen die Bentheimer zu dieser Zeit für sich den Grafentitel in Anspruch, doch konnte sich der vermutlich nur auf ihre Herkunft aus dem Hause Holland beziehen. Erst im 14. Jahrhundert konnte der Herrschaftsbereich mit Fug und Recht als Grafschaft des Heiligen römischen Reiches bezeichnet werden. Nun wurden weitere Burgen und Städte (Neuenhaus und Nordhorn) zur Sicherung der Machsphäre gegründet und planmäßig ausgebaut. Um 1400 waren die Grenzen des Territoriums im wesentlichen abgesteckt, so, wie sie sich mit geringfügigen Veränderungen bis heute erhalten haben.

Gegen Ende des 14 Jahrhunderts starben die Bentheimer Grafen aus holländischem Hause aus, und das Erbe ging auf einen Neffen, Everwyn von Güterswyk, über. Die Herren von Güterswyk hatten ihren Stammsitz am rechten Ufer des Niederrheins, bei Dinslaken. Dem Bentheimer Erbe fügten sie 1420 ebenfalls durch Heirat die Edelherrschaft Steinfurt hinzu, die fortan durch Erbverträge mit Bentheim verbunden war. 1486 wurde Graf Everwin II. mit Bentheim von Kaiser Friedrich III. belehnt. Damit war erstmalig die Grafschaft als Reichslehen anerkannt.

Weiter in der Geschichte

Die Grafen zu Bentheim als Landesherren

Kerkertreppe in der Burg Bentheim

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