Pulverturm
Wenn die Kirche der spirituelle Mittelpunkt der Burg war, dann war der 30 m hohe Bergfried deren strategisches Zentrum. Von der oberen Plattform hielt man Ausschau nach Feinden, schlimmstenfalls konnte man sich im Turm verschanzen.
Der Pulverturm gehört zum ältesten Baubestand der Burg. Im Kernbereich entstammt der Turm dem 11.-12. Jahrhundert und erhielt seine heutige Gestalt in der Zeit des Grafen Everwyn II. zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Zur Hof- und Feldseite sind jeweils die Wappen des Grafen Everwyn (1461-1530) und seiner Gemahlin, der Herzogin Ingeborg von Meklenburg, angebracht. Bei genauerem Hinschauen entdeckt man noch einige in das Mauerwerk verkeilte Kanonenkugeln, die von einem Beschuss des Jahres 1795 herrühren.
Der Turm hat eine Höhe von 30 Metern und ein Grundmaß von 14x14 m. Die Mauerstärke beträgt im Sockelgeschoß 5,50 m. Der Zugang erfolgte in mittelalterlicher Zeit von der Hofseite auf halber Höhe über hölzerne Leitern, die im Bedarfsfalle eingezogen werden konnten. Der heutige Zugang ist erst in späterer Zeit geschaffen worden.
Im Inneren des Turmes ist eine kleine Öffnung im Fußboden zu sehen, das Angstloch. Es ist der einzige Zugang zum 12 Meter tiefen, fensterlosen Verlies. Es war in mittelalterlicher Zeit der Kerker der Burg und diente später als Pulvermagazin. In das Verlies konnte man nur mit Hilfe einer Seilwinde gelangen, die über dem Angstloch installiert war.
Hier im Turm bzw. später in der Stube über dem Tor wurde Gericht über strafwürdige Verbrechen gehalten. Kleinere Rechtsfälle wurden vor dem Niedergericht verhandelt, das unter der Gerichtslinde vor dem unteren Schloßtor zu tagen pflegte.
Über steile Holztreppen gelangt man in das obere Turmgeschoß und auf die Plattform, von der aus man bei klarer Sicht einen weiten Blick ins Land nach Lingen, Ibbenbüren, Gronau oder Enschede genießen kann. Die vier aufgesetzten Ecktürmchen stammen aus dem Jahr 1706 und sind die barocken Nachfolger von ehemals kleinen hölzernen Unterständen für die Turmwache.
Weiter im Rundgang
Über die Wehrgänge geht es weiter zum Marstall.